Hier möchte ich die Mystifizierung des Jojo-Effekts anhand von Fakten abschwächen. Nichts ist frustrierender nach einer erfolgten Abnehmphase wieder schnell zum Ausgangsgewicht zurückzukehren oder noch schlimmer, noch ein paar zusätzliche Kilos auf die Waage zu bringen. Der Jojo-Effekt ist nichts, was dein Körper auf magische weise macht, um dir deine Wunschfigur zu vermiesen. Dazu müssen wir das Bestreben und die „Angst des Körpers“ verstehen, einem längeren Mangel ausgesetzt zu sein.
Die größten Auslöser für dieses Phänomen haben wir aber zu Beginn oder während der Diät selbst ausgelöst. in den meisten Fällen haben wir den Körper nur unnötig unter zu viel Stress gesetzt, als notwendig. Vermeide folgende Auslöser:
1 – Rückkehr in alte Verhaltensweisen
Der Fehler Nummer Eins. Wir haben ein Ziel vor Augen, schmeißen uns ordentlich ran an die Sache, ziehen es durch und feiern einen neuen Körper. Wir reduzieren dann Trainingstage, lassen die Ernährung außer Acht oder fallen komplett wieder in alte Muster zurück. Das kann nicht sein? Doch, nur merken wir dies nicht oder nur zu spät, weil dies Verhaltensmuster sind, die wir uns Jahre zuvor antrainiert hatten. So ist es fast unabdingbar für den Erfolg uns während der Diät Gewohnheiten hinsichtlich Trainingsverhalten und Ernährungsverhalten anzueignen, die wir später auch gut beibehalten können. Hierzu brauchen wir in der Regel 3-6 Monate, um gute Verhalten für einen längeren Lebensabschnitt beizubehalten. Du kannst aber bereits ein paar Wochen vor der Diät „schrittweise“ bessere Gewohnheiten umsetzen. Das erleichtert den Einstieg in die Abnehmphase.
2 – Kein Training während der Diät
In einer Abnehmphase befindet sich der Körper in einem katabolen Prozess. Hier befindet sich der Körper in einer abbauenden Stoffwechsellage, was der Natur der Sache entspricht. In erster Linie wollen wir Körperfett reduzieren und abbauen. Aber der Stoffwechsel unseres Körpers bezieht sich nicht nur auf eine bestimmte Substanz, sondern den gesamten Körper.
Wir müssen nicht zwingend trainieren, um Körperfett loszuwerden – richtig. Die Gefahr ist jedoch sehr groß oder in meinen Augen sogar unausweichlich, dass du stoffwechselaktiv, hohe Muskelmasse verlierst. Damit reduziert sich dein Stoffwechsel, dein zukünftiger Kalorienverbrauch und somit musst du deine Portionsgrößen und die Lebensmittel höher einschränken als vor der Diät.
Um kaum oder gar keine Muskelmasse zu verlieren, ist Krafttraining unumgänglich. Die Körperfettreduktion sollte immer mit muskelerhaltenden Training einhergehen. Für Einsteiger oder Wiedereinsteiger reichen vorerst zwei Ganzkörper-Trainingstage in Kombination zu einer Cardio-Einheit die Woche.
3 – Falsches Training während der Diät
Cardio-Training unterstützt treibt das Kaloriendefizit zwar besser an, da wir bei gleicher Zeit mehr Kalorien verbrennen können, aber es schützt die stoffwechselaktive Muskelmasse weniger. Zwar haben wir in der Hüft- und Beinregion die größten Muskeln, jedoch bietet unser Körper viel mehr Muskeln, die durch kluges Krafttraining geschützt. Beginner können sogar in einer Diätphase die Muskelmasse erhöhen (Body Recomposition).
Grundsätzlich sollte in der Abnehmphase der Sport gewählt werden, der dir Spaß macht und den du gerne und auch oft ausführst. Liegt dir kein Krafttraining, dann bleibe bei Cardio. Gerne möchte ich dir dennoch ans Herz legen, ein paar Kräftigungsübungen einmal die Woche umzusetzen.
Verlieren wir Muskelmasse merkt dies auch unser Körper. Dieser möchte nach einer Abnehmphase die verlorene Muskelmasse wieder zurückgewinnen. Dies steuert er intuitiv mit mehr Hungergefühl für dich regelt. Dabei ist es dem Körper egal, wenn dabei auch Fett mit der Nahrung kommt und dieses eingelagert wird. So kommt es, dass wir recht schnell das Ausgangsgewicht vor unserem Abnehmprojekt erreichen oder zusätzliche, überschüssige Fettreserven anlegen.
4 – Zu wenig Protein während der Abnehmphase
Du hast sicher schon gehört, dass Proteine in der Diät unsere Muskelmasse schützen. Protein hat sicher nicht nur dadurch einen höheren Stellenwert bekommen als die anderen Makronährstoffe. Vergiss dabei nicht, dass auch andere Strukturen unseres Körpers Protein benötigen und die Zufuhr von Proteinen fordern. Die Muskeln müssen sich also die Proteine noch aufteilen. Darum solltest du auf eine ausreichende Proteinversorgung achten.
Zudem sättigt der Makronährstoff Protein auch sehr gut und beugt auch nach der Abnehmphase den fiesen Heißhungerattacken vor oder bietet einen guten Snack (Topfen mit Beeren). Weiters ist es der Makronährstoff, der die meisten der zugeführten Kalorien zur Verdauung und zur körpereigenen Verwertung heranzieht. In der Regel sparst du so auch an 20-30% der zugeführten Kalorien ein.
5 – Licensing Effekt
Beschreiben wir diesen psychologischen Effekt als: Freibrief. Wir können nun getrost zur Schokolade oder den Chips greifen, da wir heute schon so fleißig Sport getrieben haben. Durch diesen Belohungseffekt oder auch Freifahrtschein, glauben wir nun im Essverhalten sündigen zu dürfen. So lassen viele außer Acht, dass sie in der Sportsession 220-380kcal verbrannt haben, durch schnelle und unkluge Entscheidungen aber leicht an die 500kcal mit Belohnungen wieder angegessen haben.
Wir Trainer sehen auch oft, dass mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln die allgemeine Ernährung weiter außer Acht bleibt oder sich die Lebensmittelauswahl sogar verschlechtert. Warum? Weil wir ja ohnehin nun davon fälschlich davon ausgehen, dass unsere Nahrungsmittel mit dem angepriesenen Wundermittel nehmen, die unser Körperfett auf magische weise schmelzen und die Muskeln ungeahnt von alleine wachsen lassen. Nach Wochen oder Monaten werden wir dann aber nur negativ überrascht sein.
Den Licensing Effekt beobachten wir bei Anfängern, die bereits seit ein paar Wochen ihrem Sport nachgehen und auch bei Sportlern, die bereits eine längere Trainingserfahrung haben. So kann es passieren, dass wir sehr viel Zeit in den Sport investieren, aber wenig für unseren Erfolg davon sichtbar wird.
6 – Stressmanagement unterschätzt
Wir denken in erster Linie an Ernährung, Training und mehr Bewegung, wenn wir Abnehmen wollen. Der Einfluss von Stress in Arbeit, Familie und Beziehungen ist keinesfalls zu unterschätzen. Bei Stress produziert der Körper Cortisol, was für unser Abnehmprojekt schnell hinderlich wird. Zudem steigen unsere Gelüste nach Süßem, Salzigem und Fettigen. Oft stehen wir diesem „gefühlt“ machtlos gegenüber und der Heißhunger zu groß. Andererseits beachte bitte, dass auch Training Stress – wenn auch positiver – für deinen Körper bedeutet. Darum sind die Regenerationszeiten wichtig und Schlafmangel und zu kurze Trainingspausen auf jeden Fall zu vermeiden. Dadurch würde erneut dein Hormonhaushalt in ein Ungleichgewicht fallen und der Cortisolspiegel zu stark steigen.
Wie du siehst gibt es sehr viele Fehlerquellen, wovon auch sehr viele davon gleichzeitig begangen werden und es so zu diesem mysthifizierten Jojo-Effekt kommen kann.
Achte also auf deine „qualitative“ Proteinversorgung während der Abnehmphase, trainiere muskelerhaltend (Bodyweight, Gerätetraining, Hanteltraining..), und versuche mit dem Training, zusätzlichem Cardio oder auch gerne anderen Mitteln Stress möglichst auf Abstand zu halten. Versuche zudem um jeden Preis schon vor der Diät oder spätestens im Abnehmprozess dir gute Gewohnheiten in punkto Ernährung und Training anzueignen, welche du nach deinem Erfolg beibehalten kannst. Mehr Gemüse, feste Trainingstage, weniger Snacks, mehr Alltagsbewegung, .. etc.